King, jr. und das Civil Rights Movement

KU KLUX KLAN

gegr. 1866

 

In den Jahren vor dem Bürgerkrieg entstanden durch die Ausbreitung des Zuckerrohranbaus ein großer Bedarf an Plantagenarbeitern. Weiße wie Indianer erwiesen sich gleichermaßen als ungeeignet dafür, also stiegen die schwarzen Arbeiter im Preis. Da der Import von Sklaven verboten war, verlegten sich eine ganze Reihe von Unternehmern auf Sklavenzucht, so daß der Anteil der Schwarzen an der amerikanischen Gesamtbevölkerung trotz des Einfuhrverbots von Negersklaven im stetigen Wachsen war. Der Sezessionskrieg 1861-1865 wendete für Sklaven das Blatt und durch den Sieg des Nordens wurde die Sklavenhaltung verboten. Die Sklavenbefreiung verursachte Unruhe, da sich gewaltige Umschichtung vollzogen: Die Sklaven wurde nun entweder zum bezahlten und freien Plantagenarbeiter oder aber arbeitslos. Arbeitsmöglichkeiten waren im Gegensatz zu vor dem Krieg knapper: Die Farmer waren einfach nicht in der Lage, so viele Arbeiter zu bezahlen, wie sie Sklaven gehalten hatten, und viele der großen Plantagen, die Spekulanten aus dem Norden sehr billig erworben hatten, lagen als Objekte des Grundstückhandels verödet, so daß sie niemandem Arbeit gaben. Die Sklaven rotteten sich in bewaffneten Gruppen zusammen und suchten auf diese Weise das Recht auf Arbeit und Wohnung zu erzwingen. Noch waren die Vereinigten Staaten so wenig konsolidiert, noch war das Gebiet zwischen dem Atlantischen und Stillen Ozean so unterschiedlich zivilisiert, daß die ungesetzliche Aktionen das lokale Übergewicht gewinnen konnte.

Der erste Ku Klux Klan (abgeleitet vom grichischen Wort für Kreis oder Band) wurde 24.12.1866 in Pulaski (Tennesee) gegründet nach dem der großen Sklavenaufstand Denmark Vesexs niedergeschlagen und dieser samt sechsundvierzig Mitverschworenen hingerichtet worden war. Er war anfangs eine 'gesellige Vereinigung', deren Mitglieder sich sich in Roben und Tücher kleideten und sich mit spitzen Kapuzen maskierten. Nach einer anfänglichen Zeit, in der 'Streiche' und Gespenster gespielt wurden, begannen sie gewalttätig Schwarze zu terrorisieren, um  sie auf "ihren Platz" in Gesellschaft und Wirtschaft zurückzudrängen. Der Klan rechtfertigte solche Aktivitäten als notwendige Maßnahmen zur Verteidigung der weißen Vorherrschaft und zum Schutz der weißen Frauen. Die Saat verbreitete sich rasch als im Frühjahr 1968 von andere republikanische Wiederaufbau-Regierungen die "Congressional Reconstruction Acts" eingeleitet wurden. Eine vergleichbare Gruppierung im Süden Louisianas nannte sich "Knights of the White Camellia".

Vielleicht durch die Faszination der Heimlichtuerei, der Verkleidung und des einmaligen Namens wurde der Klan am 1867 durch ehemalige Offiziere der Konförderation (unter anderem General Nathan Bedford Forrest, der gefangene schwarze Unionssolaten hinrichten lassen hatte) in eine paramilitärische Geheimorganisation umgewandelt, dessen Ziel es war die weiße Vorherschaft trotz der Emanzipation und der wachsenden Bürger- und politischen Rechten der Schwarzen auf Dauer zu erhalten. Sie terrorisierten Beamte, um sie aus ihren Ämtern zu drängen, und Schwarze, um sie daran zu hindern, zur Wahl zu gehen, ein Amt einzunehmen oder in anderer Weise von ihren neu erworbenen politischen Rechten Gebrauch zu machen. Der Klan war exclusiv für die Südstaaten in Bezug auf die Mitgliedschaft und seine Angelegenheiten. Die Klansmänner stammten aus allen Gesellschaftsschichten, doch die Führer waren oftmals aus der landbesitzenden und beruflichen Elite.

Die ersten Ziele des Ku Klux Klans dürften politischer Natur gewesen sein: die Schwarzen waren ja nun allesamt auch stimmberechtigt und die Farmer wollten nicht einsehen, daß das Votum eines Sklaven, der weder lesen noch schreiben konnte, die Stimme eines Herren aus einem der alten Besitzergeschlechter aufwiegen sollte. In manchen Gegenden versuchte man die Schwarzen durch eine Reihe von Verordnungen (Ablegung gewisser Prüfungen u.ä.) an der Ausübung ihres Stimmrechts zu hindern oder erschwerte ihnen den Weg zu den absichtlich fern der Siedlungen eingerichteten Wahllokale, wie dies auch heute noch gang und gäbe ist; in anderen Gebieten aber schüchterte der Ku Klux Klan die Schwarzen so ein, daß sie sich gar nicht aus ihren Hütten wagten.

Eine geheime Versammlung der Klanmitglieder 1867 in Nashville verabschiedete die Grundsätze der Organisation: Sie bekundeten ihre Loyalität gegenüber der Verfassung der Vereinigten Staaten und der Regierung, und sie betonten die Entschlossenheit des Klans, "die Schwachen, die Unschuldigen und die Wehrlosen zu schützen .....; den Geschädigten und den Unterdrückten zu helfen; den Leidenden beizustehen". Die Versammlung gab dem Klan die Bezeichnung "Unsichtbares Reich" und stellte an seine Spitze den "Großen Hexenmeister des Reiches", der den Klan praktisch autokratisch beherrschte und dem zehn Geister zur Seite standen. Weitere wichtige Posten innerhalb des streng hierarchisch gegliederten Klans waren der "Große Drache des Reiches", dem acht Hydras assistierten, der "Große Titan des Dominion", unterstützt von sechs Furien, und der "Große Zyklop der Höhle" mit seinen zwei "Nachtfalken". Das mag heute lächerlich klingen, aber in die Sprache der damaligen Zeit rückübersetzt, dokumentieren allein diese absurden Bezeichnungen die vornherein deutliche Absicht, durch Schrecken zu wirken und insbesondere die abergläubischen und unwissenden Schwarzen durch Terror um die Früchte des freien Lebens zu bringen, das sie nach dem Sezessionskrieg erwarten durften.

Die meisten südlichen Counties sahen wenig vom Klan, andere hingegen wurden förmlich von ihm für Monate oder gar Jahre überrollt. Er schien sich besonders dort gut zu entwickeln, wo die beiden Parteien oder Rassen relativ ausgeglichen vorhanden waren; an solchen Orten war der Terrorismus sehr passend, um Wahl Resultate zu beeinflußen. In den meistbetroffenen Counties streiften die maskierten nächtlichen Reiter regelmäßig umher, schleiften Leute aus ihren Häusern, peitschten sie aus, erschossen sie oder überfielen sie auf andere Weise, zerstörten ihr Eigentum oder brachten sie dazu wegzuziehen. Zu dem blutigen Terror kam die Erpressung mit Gewaltandrohung an jenen Weißen, die es mit der Rassentrennungen nicht so genau nahmen, an jüdische Geschäftsleute und bald auch an Fremden oder kürzlich eingebürgerten Personen überhaupt. Eine so weitgespannte Gegnerschaft bot natürlich jedem Klansmitglied die Möglichkeit, auch private Rachegelüste, Konkurrenzneid und andere Motive in eine Terroraktion umzusetzen. Ungeliebte Geschäftsleute erhielten Drohbriefe, dann wurden ihnen die Schaufensterscheiben und die ausgelegten Waren zerschossen und, wenn das auch nichts helfen wollte, das Haus angezündet. Gelyncht wurden Weiße "nur" in einigen hundert Fällen Die Zahl der von Femegerichten zum Tode verurteilten oder den Sheriffs entrissenen und kurzerhand gehängten Schwarzen läßt sich heute kaum mehr ermitteln.

Der Klan dieser Zeit erreichte zu seinem Höhepunkt etwa 500.00 Mitglieder, größtenteils in ländlichen Gegenden. Er war überwiegend lokal beschränkt, unterschied sich von Ort zu Ort und hatte nur wenig oder überhaupt keine übergeordnete Koordination. Die Mitglieder machten was sie wollten und nur wenige getrauten sich, sich ihnen entgegenzustellen. Die meisten Weißen im Süden sympasisierten mit den Zielen des Klans, wenn auch nicht mit seinen Methoden, und die, die beidem widersprachen, wurden von ihm eingeschüchtert. Als Resultat stellten sich nur wenige aus dem Süden gegen ihn und der Klan lähmte oft die Durchsetzung der Gesetze.

Von 1868 bis 1870 wurden die lokalen Organisationen, genannt "Klaverns", dermaßen unkontrollierbar und gewalttätig, daß der Große Hexenmeister Forrest 1869 den Klan offiziell auflöste. Doch die Mitglieder machten auf eigene Faust weiter. In einigen Staaten wie Arkansas und North Carolina organisierten weiße Republikaner Milizen und erließen Gesetze, die die Festnahme von Klansmitgliedern erleichterten, um den Klan zu zerschlagen. In den meisten Staaten jedoch waren bundesstaatliche Interventionen nötig und 1871 veröffentlichte Präsident Ulysses S. Grant eine Erklärung (Anti-Ku Klux Klan-Bill), in der er die Mitglieder illegaler Organisationen aufforderte, die Waffen niederzulegen und sich aufzulösen. Es folgten Bundesgesetzen, militärische Festnahmen und Verfahren vor Bundesgerichten. Durch diese Mittel wurde der Klan 1871-1872 praktisch zerstört, die verbliebenen "Klaverns" verschwanden allmählich. Die Abneigung, die durch die Klanspropaganda gegen Schwarze und Juden in weiten Kreisen der amerikanischen Bevölkerung erst erzeugt worden war, verschwand nicht, als der Klan aufgelöst und die Tätigkeiten der Höhlen unterbunden wurde, sondern schwellte als unkontrollierbare Aversion in den USA weiter.

Um die Jahrhundertwende bekam der Klan - und die Konförderation im allgemeinen - zurückblickend eine romantischen Ruf für die Südstaatler, der durch die Konflikte und den Norden geschädigt worden war. Die romantische und heroische Ansicht wurde noch stimuliert duch die Novelle "The Clansman" (1905) von Thomas Dixon und den darauf basierenden Stummfilm von D. W. Griffith "Birth of a Nation" (1915). Der zweite Klan entstand 1915 in diesem Umfeld und wurde durch den militanten Patriotismus des 1. Weltkrieg bedingt, sein Organisator war William Joseph Simmons, ein ausgezeichneter Redner. Der neue Klan schürte die Ängste der Amerikaner:

Die amerikanischen "Negertruppen" hätten in Frankreich Geschmack an weißen Frauen gefunden; es sei zu erwarten, daß die Schwarzen nun auch in den USA weiße Frauen belästigen, verfolgen, ja vergewaltigen würden. Unzählige Frauen und einige der mächtigen Frauenvereine begannen sogleich, sich bedroht zu fühlen. Die Männer, denen man schwerlich einreden konnten, daß sie von schwarzen Frauen vergewaltigt werden würden, brachten der Klanspropaganda aus anderen Gründen Verständnis entgegen: sie erinnerten sich neidvoll an alles, was sie von der sagenhaften Potenz mancher Schwarzer gehört und gelesen hatten; sie zählten die kraushaarigen schwarzen Kinder auf den Straßen, und wenn sie obendrein bei der Heimkehr aus dem Krieg auf ihrem Arbeitsplatz einen Schwarzen oder als Vorgesetzen einen Juden als Vorgesetzen vorfanden, dann zögerten sie meist nicht mehr lange mit dem Beitritt zum Klan.(1)

Nach dem Krieg vergrößerte sich seine Mitgliederzahl und geografische Ausdehnung dramatisch. Wärend seiner Hochzeit in den frühen 20er Jahren hatte dieser Klan landesweit über 3 Millionen Mitglieder und gewann in Indiana, Oklahoma, Oregon und einigen anderen Staaten sogar politische Macht. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war er hauptsächlich ein städtisches Phänomen, wiederspiegelnd den demografischen Änderungen der Nation. Er bestand aus Mitglieder und Führer aus allen weißen Gesellschaftsschichten, aber größtenteils aus Leuten aus der unteren Mittelklasse,  hauptsächlich religiöse Fundamentalisten, die sich bedroht fühlten von einer nationalen Tendenz weg von der kleinstätischen protestantischen Kultur, mit der sie aufgewachsen waren.

Der Klan nährte sich aus einer Vielfalt von Frustrationen und Ängsten: Ängsten vor den Imigranten, die in großen Zahlen ins Land kamen, vor den Kommunisten und anderen Radikalen, welche die russische Revolution hervorgebracht hatte, vor Schwarzen, die in steigender Zahl in die nördlichen Städte zogen, vor Juden und Katoliken, die in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung aufstiegen, und vor Arbeitergewerkschaften, die einen größeren Teil vom Kuchen für ihre Mitglieder forderten.

Einige der Klansmänner wendeten wie in den alten Tagen Gewalt an. Aber bei den über 3 Millionen Mitgliedern war die überwiegende Mehrheit gewaltlos. Sie marschierten in Paraden, zahlten Steuern und kauften Insignien (dieser Klan war für einige der Organisatoren eine finanzielle Goldgrube). Sie wählten für klan-indosierte politische Kandidaten und nahmen an Versammlungen teil. Diese Treffen fanden nun im größeren Rahmen und häufig unter freiem Himmel statt. Dabei kamen oft Tausende zusammen, Wächter zu Pferd und zu Fuß riegelten den Platz ab und die Utensilien kombinierten alles, was dem Vollamerikaner teuer war: das Sternenbanner, die Bibel und den blanken Dolch. Darüber ragte ein feuriges Kreuz in die Nacht, ein Ritus, der erst in diesen Jahren - vermutlich nach Dixons Novelle - entstanden war.

Ku Klux Klan initiation ceremony (1954)Der zweite Ku Klux Klan wurde erst verboten und energisch bekämpft, als seine Mitglieder der Republikanischen Partei mehr schadeten, als die Einschüchterung einzelner Gegner oder die Wählerstimmen der Klanmitglieder ihr hätten nützen können. Die Organisation schrumpfte so in den späten 20ern dramatisch zusammen, auch eine Folge seiner eigenen gesetzlichen, finanziellen und politischen Exzessen. Doch er überstand irgendwie noch die Jahre bis 1944 zu seiner endgültigen Auflösung.

Nur zwei Jahre später tauchte der dritte Klan auf. Er war gefüllt durch die Angst vor dem Kommunismus im Ausland und zuhause, doch die Bürgerrechtsbewegung wurde zum Hauptantrieb. Organisiert in vielen Teilen des Landes, waren seine Wurzeln vor allem im Süden und in den Städten. Die Mitglieder rekrutierte sich weiterhin vor allem aus den ungebildeten Schichten mit relativ niedrigem sozialen und ökonomischem Status. Die Höhepunkt erreichte die Mitgliederzahl während den Bürgerrechtsdemonstrationen in den sechziger Jahren, als sie annähernd siebzehntausend erreichte.

Der moderne Klan ist klein, chronisch fragmentiert und neigte zu internen Konflikten über politische Themen und persönliche Konflikte. Die Gruppen unterschieden sich in ihrer Bereitschaft zur Gewalt. Einige haben erhebliche Bestände an Waffen angesammelt und haben sogar diese hergestellt und verkauft, um sich zu finanzieren. Manchmal schmieden sie Allianzen mit Organisationen vergleichbarer Gesinnung, wie z.B. als der Klan 1979 in North Carolina kurzzeitig mit der kleinen Nazi Partei zu den 'United Racist' zusammenschloß. Die Klansmänner haben ebenfalls Verbindungen zu Weißen Vorherrschafts-Organisationen, wie der nationalen rechten Partei, der Arischen Nation und den Skinheads. Sie sollen in den Rassenunruhen der späten 70ern verstrickt gewesen sein.

Trotz aller Macht Schlagzeilen in den Zeitungen zu machen, haben die drei Klane historisch versagt, ihre Hauptziele zu verwirklichen. Der erste konnte nicht die 'Reconstruction' in den 1870ern verhindern, dies wurde fast das Werk von organisierten Verwüstungen und 'Red Shirts' Kampagnen. Der zweite schaffte es in den 20ern nicht signifikant die Entwicklung der Nation in eine pluralistische, demokratische Gesellschaft umzuleiten. Und der Haupteffekt des dritten war es, den Erfolg der Bürgerrechtsbewegung zu beschleunigen, da die Gewalt des Klans die öffentliche Unterstützung für die Verabschiedung der Bürgerrechtsgesetzgebung in den 1960ern mobilisierte.

(1) Andrea Volk: 'Der Ku Klux Klan'

Bibelverse welche nach Ansicht des KKK die Rassentrennung  rechtfertigen